Monday, June 1, 2009

Franz Jantsch

(* 24. August 1909 in Kalinow/Schlesien; † 1. Mai 2006) war ein österreichischer Geistlicher, promovierter Theologe und Autor.
Jantsch wuchs in Mariazell und Säusenstein auf. Nach der Absolvierung der Matura in St. Pölten studierte er Theologie in Wien und Münster.
Am 23. Juli 1933 wurde er im Stephansdom zum Priester geweiht. Von 1933 bis 1935 wirkte er als Kaplan in der Gemeinde Gaubitsch in Niederösterreich. Bis 1938 in der Pfarrei St. Veit im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling. 1936 erlangte er seinen Doktortitel mit der Dissertation "Die römische Kirche im Urteil Dostojewskis". Während dieser Zeit war er auch als Hochschulseelsorger in Wien tätig. Von 1938 bis 1949 nahm er seine Pflichten als Pfarrer in der Gemeinde Vösendorf in Niederösterreich wahr. Während des Nationalsozialismus wurde er mehrmals von der Gestapo vorgeladen, entging aber der Haft. Jantsch wurde für seine Erzählung Der Schatten 1943 mit dem Adalbert-Stifter-Preis ausgezeichnet.
Ab 1949 bis 2002 war er Pfarrer in der Hinterbrühl, seit 1968 auch für die Südstadt, einem Ortsteil der Gemeinde Maria Enzersdorf. In der Hinterbrühl setzte er sich zur Errichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des KZ-Außenlagers Hinterbrühl ein. In einem Waldstück in der Hinterbrühl errichtete er die Marien-Grotte, die auch zahlreiche Pilger der Via Sacra besuchen.[1]
2005 wurde ihm das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen.
Bestattet wurde er auf dem Friedhof in der Hinterbrühl.
Dieser Blog bietet Ihnen die Möglichkeiten Erlebnisse mit Franz zu lesen, aber auch hier abzulegen und zu einer Sammlung zusammen zu führen:

13 comments:

  1. Ich denke, dass diese Form der Kommunikation Franz Jantsch entspricht.
    Es ist eine moderne Art, Geschichten und Legenden und Erlkebnisse mit und um Franz Jantsch zu sammeln.
    Schreiben Sie Ihre Geschichte als Kommentar hier hinein. Im Laufe der Zeit werden viele Geschichten zusammen kommen.
    Es ist ein Nehmen und Geben.
    Beginnen Sie und schreiben Sie eine Story, die sie mit oder um Franz erlebten.

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  2. Ich hatte mir eine neue digitale Kamera gekauft. Eingebaut in einen Kugelschreiber. Wie ein kleiner Bub, der eine neue Lokomotive für seine Modelleisenbahn hat zeigte ich es Franz. Er schaute kurz und sagte „Da haben sie Dir einen alten Release angedreht“, öffnet die Lade seine Schreibtischs, nimmt eine ähnliche Kamera heraus und sagt „Das wäre der aktuelle Release gewesen.“

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  3. Ich kann mich erinnern, als mein Burder und ich Kinder waren und ihn besuchten hat er uns immer Kekse angeboten.
    Manchmal konnten wir uns nicht entscheiden, welches Keks wir essen moechten, und hab dadurch oefter in die Dose gegriffen.
    Daraufhin hat er immer diese drei Woerter gesagt:" Oschaun, hinpeckn, nehmen."
    Seitdem esse ich genau das Keks, das ich auch angegriffen habe.;-)

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  4. Aus einem Antwortbrief von Franz zu Martin Heidegger "Der Feldweg" (Sommer 2001)mit dem kopierten Bild einer Weide am Wegrand:

    Mein Lieber!
    Danke für Brief und Beilage. Feldweg, Holzweg, Waldwege. Der obige führt an der Weide vorbei zum Hexenkogel bei Sauerbrunn. Als Heidegger im Alter mit einem Jugendfreund und Priester seine Wege ging, besuchten sie auch Kapellen. Als H. immer das Weihwasser nahm, niederkniete und sich bekreuzigte, fragte ihn der Freund verwundert, warum er das mache. H. antwortete: "Wo viel gebetet wurde, ist das Göttliche nahe". Die Bedingung des Seins ist das Andere, das du so und so nennen kannst.
    Herzlich Franz

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  5. Franz und die Technik.
    In seiner Schreibstube mit den vielen technischen Geräten funktionierte nicht immer alles. Franz blieb aber immer gelassen und hatte auch sofort "Ersatz" parat. Auf mein Erstaunen, daß er für alle Widrigkeiten gerüstet sei, meinte er einmal lächelnd belehrend: "Du brauchst von allem drei: eins geht nicht, eins find,st nicht und das dritte geht ---hoffentlich."
    Mit dieser Logik gab es nie Stillstand.
    Rosemarie

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  6. Einmal fragt ich Franz was "Gott" ist.
    Zuerst lacht er. Als ich das nicht verstand, erzählte er mir von den 99 Namen, die im Islam für "Gott" rezitiert werden. Dann erklärte er mir schunzelnd, dass die Beduinen sage: "Nur das Kamel kennt den hundertsten Namen Gottes".
    Als ich auch das nicht verstand versuchte er mir weiter zu helfen: "Na der Horizont!"

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  7. Vera Göller:
    Es war vor ca. 20 Jahren. Ich war verheiratet und saß bei Franz bei einem seelsorglichen Gespräch. Nach einem Gebet sagte er: „So, und jetzt gehst aufe und setzt di in die Höhle und bist stü“.
    Die Höhle war damals noch privat. Auch waren die Wege noch nicht so angelegt wie später. Ich wusste nicht genau , wo die Höhle war und während ich noch in Gedanken dem Gespräch mit Franz nachhing, rannte ich durch das Dickicht den steilen Hang hinauf, bis ich auf dem höchsten Punkt stand. Ich blickte mich um und langsam dämmerte mir, dass auf einem Gipfel keine Höhle sein kann. So ging ich langsam tiefer, bis ich den Eingang fand. Da wurde mir das erste Mal auch in meinem Verhalten der Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Energie bewusst.

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  8. Vera Göller:
    Einmal wollte ich auf der Wiese oberhalb der Höhle übernachten. Ich rief Franz an, ob er einverstanden sei und ob da eh nichts passieren kann. Er sagte: „Ja, ja, mach es“.
    Wir waren zwei Frauen und als das Dunkel der Nacht vollends hereinbrach, hatten wir schon ein mulmiges Gefühl. Wir stellten rund um uns einige brennende Kerzen auf. So um 3 Uhr morgens knacksten einige Äste und plötzlich preschte etwas Schweres entlang der Wiese durch das Gebüsch. Wir fuhren aus dem Halbschlaf hoch. Ich dachte zuerst, dass es ein Mensch wäre. Am Morgen rief ich Franz an, er lachte: Ja, des hab i eh g’wusst, des is a Wüdsau, die kommt immer von der anderen Seiten über die Straß’n uma.

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  9. Vera Göller:
    Es war ca. 2 Jahre bevor Franz starb, da brachte ich einen jungen Priester, der sich in seinem ersten Jahr mit dem Predigen schwer tat, zu Franz in der Hoffnung, dass dieser durch seine ungewöhnliche, facettenreiche Priestergestalt den Neuling inspirieren würde. Als wir läuteten, sagte Franz durch die Sprechanlage, wir sollten gleich die Holztreppe vom Garten herauf nehmen. Wegen des Hundes schob ich den jungen Priester vor, der von großer, schöner Gestalt war. Franz stand oben gebückt mit seinem Wägelchen bei der offenen Tür und reckte neugierig den Kopf in unsere Richtung. Mir war bang, wie das Gespräch zwischen zwei an Erfahrung und Alter so unterschiedlichen Gesprächspartnern verlaufen würde. Der junge Priester kam in der Sonne zu sitzen und ich im Schatten. Franz sagte: „So ist das Leben, der eine sitzt auf der Sonnenseite, der andere auf der Schattenseite (ich war über diesen Einstieg ins Gespräch nicht gerade erfreut). Später sagte er zu mir: „Geh, setz di uma do“ (er meinte in die Sonne).
    Die erste Frage war: „bist du a Fundi“? „I bin da von lauter Fundis umgeben“!
    Sein junges Gegenüber blickte etwas entgeistert.
    Die zweite Frage: „was liest du?“ Beschämt gestand der Neupriester im Moment gar nichts zu lesen. Dann kam das Gespräch auf Reisen nach Afrika und Franz gab dem jungen Mann einen geschnitzten Stock in die Hand, den er einmal von einem Häuptling geschenkt bekommen hatte. Mitten im Gespräch sagte Franz plötzlich: „Geh, hearst, steh no a moi auf.“ Dieser erhob sich gehorsam und Franz blickte geradezu ehrfürchtig die vollen 2 Meter Länge Mensch hinauf. Er war sichtlich beeindruckt.
    Franz nahm sich viel Zeit, wir durften den Gong schlagen, bekamen 2 Bücher geschenkt und beteten und sangen in der Kappelle.
    Mit dem Häuptlingsstab hatte Franz dem noch unsicheren, jungen Menschen eine wortlose Botschaft vermittelt: „ Sei ein Hirte, nimm dein Amt wahr“.

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  10. Franz Du Beethoven der Seele
    Hast uns so lang ertragen
    Warst immer vorn dabei
    Hast uns das Leben gelehrt
    Verzeihen und das Beten.

    Schweigen und dankbar sein
    Tolerant und liebevoll
    Die Menschen zu achten
    egal wer sie sind
    hast Du uns vorgelebt.

    Hab Deine Augen oft gesehen,
    konnte Deine Gefühle verstehen.
    Diesen Glauben, diese Liebe,
    Jesus zeigt uns in Dir das Leben,
    Zweifel, Verstehen und Humor.

    Glaube, Lachen, Lieben, Beten,
    das Leben zu erleben
    welch Gnade, Hoffnung, Glaube
    tief in mir von Dir erweckt.
    Versuche ich den Glauben zu leben.


    Dr. Joachim Huber
    FA für Innere Medizin, Fliegerarzt, Notarzt
    Leitender Arzt Malteser Hospitaldienst AUSTRIA
    Heinestrasse 36/6; A-1020 Wien



    www.drjoachimhuber.at
    www.doc-on-board.com

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  11. Fragte man Franz "Wie geht es dir?" antwortete er "Das sage ich dir nicht, denn du könntest mir ohnehin nicht helfen!"

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  12. Zum Erntedankfest stellte er einen Volkswagen neben den Altar, weil industrielle Produkte ein wichtiger Ausdruck für den Erntedank seien. In der Predigt entschuldigte er sich beim BMW-Händler, dass er nicht dessen Auto aufgestellt hatte „Aber es ging nicht bei der Kirchentür herein.“

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  13. Wir haben einige Jahre in Paris gewohnt. Jede Woche bekamen wir einen Brief von Franz, in dem er uns die Neuigkeiten aus der Hinterbrühl berichtete. Wir waren besser über die Ortsbegebenheiten informiert als in der Zeit zu Hause.
    Dann kam eine Ansichtskarte von einem Unbekannten in französischer Sprache. Unterschrieben mit Francois. Lange überlegten wir, bis wir herausfanden, dass es Franz war.

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